Herzlich willkommen im Botanischen Garten Frankfurt

Der Botanische Garten in der Siesmayerstraße gehört seit 2012 zum Palmengarten. Begründet wurde er durch Dr. Johann Christian Senckenberg, seine Geschichte reicht bis 1763 zurück. Er ist damit der erste und älteste wissenschaftliche Garten in unserer Stadt. Zunächst am Eschenheimer Turm gelegen, zog der Botanische Garten 1907 auf das heutige Palmengarten-Gelände um. Von dort folgte noch ein weiterer Umzug quer über die Straße auf das heutige Gelände südwestlich des Grüneburg-Parks. Träger des Gartens war ursprünglich die Senckenbergische Stiftung, später dann die Universität und heute die Stadt Frankfurt am Main mit dem Palmengarten.

Die Besonderheiten des Botanischen Gartens

Drei verschiedene Standorte und drei verschiedene Träger verdeutlichen seine sehr wechselvolle Geschichte, die zu einer einzigartigen Gartenanlage mit einem eigenen Profil geführt hat. Was macht ihn denn so besonders? Da ist zuerst die große Anzahl einheimischer Pflanzenarten, die in der Natur nachempfundenen Lebensgemeinschaften gezeigt werden. Wir finden die häufigsten Mischwald-Gesellschaften wie Buchen- und Eichen-Hainbuchen-Wälder sowie Pflanzengesellschaften, die extreme Trockenstandorte besiedeln. Der regionale Bezug ist im Botanischen Garten sehr betont, es werden z. B. Pflanzen der Schwanheimer Düne, des Berger Hangs oder der Basaltmagerrasen der Wetterau gezeigt. Ein weiterer Schwerpunkt sind die vom Aussterben bedrohten Pflanzenarten, die auf den „Roten Listen“ geführt werden. Über 500 davon sind im Botanischen Garten zu finden und an den roten Schildern leicht zu erkennen. Hierzu werden verschiedene Erhaltungskulturen durchgeführt und anschaulich auf eigens dafür hergerichteten Beeten demonstriert und erklärt. Hierbei geht es nicht nur um Wild-, sondern auch um Kulturpflanzen, sind diese doch für unsere Gärten häufig in wertvollen gärtnerischen Sorten wiederzufinden.

Der Botanische Garten lädt Sie ein, die verschiedensten Pflanzenschätze zu entdecken und bietet dafür u. a. zahlreiche Führungen an, die kostenlos sind. Seine Bedeutung in der Natur- und Umweltbildung für die Bevölkerung, vom Kindergartenkind über Schüler:innen bis zum erwachsenen Menschen, hat noch mehr zugenommen, seitdem er ein städtisch geführter Garten ist.

Der 2001 gegründete Freundeskreis des Botanischen Gartens e.V. bietet darüber hinaus die Möglichkeit zu aktiver Unterstützung des Gartenlebens und zu geselligen Zusammenkünften von Gartenbesitzern, Botanikern und Pflanzenliebhabern.

 

Öffnungszeiten
Vom letzten Sonntag im Februar bis Ende Oktober ist der Garten täglich geöffnet. Der Eintritt ist frei. Im Winter ist der Botanische Garten geschlossen.
Montag – Samstag: 9.00 – 18.00 Uhr
Sonn- und Feiertage: 9.00 – 13.00 Uhr
Abweichungen vorbehalten!
Mit Eintreten der Dunkelheit im Herbst wird der Garten geschlossen.

Gartenordnung vom 20.12.2022

Adresse und Anfahrt
Botanischer Garten Frankfurt am Main
Siesmayerstr. 72
60323 Frankfurt am Main
info@botanischergarten-frankfurt.de

 

Die Geschichte des Botanischen Gartens Frankfurt beginnt 1763, als Dr. Johann Christian Senckenberg den Garten stiftet, insbesondere um die medizinische Wissenschaft zu unterstützen. Der erste Garten befand sich am Eschenheimer Turm in Frankfurt. Aus Platzmangel wich er in den Jahren 1907/08 an den östlichen Rand des Palmengartens aus, wo er sich im Laufe der Zeit weiterentwickelte: Erste pflanzengeographisch orientierte Parzellen entstanden. 1930 schließlich wurde der Botanische Garten erneut verlegt - das Ziel war sein heutiger Standort am nordwestlichen Rand des Grüneburgparks. Als schließlich 2012 die Biologischen Institue der Uni Frankfurt an den Riedberg umzogen und so das Fotbestehen der Anlage in Frage stand, übernahm die Stadt Frankfurt die Trägerschaft des Botanischen Gartens und gliederte ihn an den Palmengarten an.

Die ausführliche Geschichte des Gartens lesen Sie hier >

Geobotanische Abteilungen

Charakteristisch für den Frankfurter Botanischen Garten sind die verschiedenen Biotop-Anlagen, in denen Pflanzen in annähernd natürlichen Pflanzengemeinschaften gezeigt werden. Hier wachsen viele gefährdete Arten, darunter auch solche, für die Hessen oder Deutschland eine besondere Verantwortung tragen.

Alpinum

Man findet dort grundsätzlich alle alpinen Pflanzenarten unserer Erde, soweit sie gärtnerisch für eine Kultivierung in Frage kommen. 

„Alpin“ dagegen ist die pflanzengeografische sowie ökologische Bezeichnung für das Vorkommen in der Hochgebirgsstufe, d.h. in dem Bereich zwischen der Baumgrenze und der Schneegrenze, jenseits derer kein pflanzliches Leben mehr existiert. Dem Begriff „alpin“ muss „alpisch“ gegenübergestellt werden. „Alpisch“ bezieht sich auf das im südlichen Mitteleuropa liegende Hochgebirge, die Alpen, und ist somit ein topografischer (landschaftsbeschreibender) Begriff, der alle Alpenpflanzen meint, deren Hauptvorkommen in eben diesem Gebirge zu finden ist.

Das Alpinum (der Steingarten) im Frankfurter Botanischen Garten hat ein gemeinsames Merkmal mit allen anderen Anlagen dieser Art im Tiefland, gleich wo: es bietet nicht die Bedingungen, die im alpinen Raum herrschen und die auf das Wachsen und Gedeihen der alpinen Pflanzen in besonderer Weise einwirken. Welches sind nun diese besonderen Bedingungen? 

  1. Als erstes ist hier die Temperatur zu nennen. Diese nimmt mit steigender Meereshöhe ab, während Frostperioden zunehmen. Extreme werden ausgeprägter, d. h. im Frühling und im Herbst ist ein ostwechselklima mit großen Temperaturdifferenzen zwischen Tag und Nacht die Regel. Hinzu kommt eine oft lang anhaltende Schneebedeckung, so dass insge41 samt eine deutliche Verkürzung der Vegetationszeit festzustellen ist.
  2. Der Wechsel der klimatischen Faktoren findet sehr häufig und oft in schroffer Form statt. Die gewohnte Abfolge der Jahreszeiten fehlt: einem sehr langen Winter folgt eine kurze, höchstens drei Monate dauernde Phase, in der Assimilation und damit Produktion pflanzlicher Biomasse möglich ist. Diese Zeitspanne entspricht den Jahreszeiten Frühling, Sommer und Herbst in einem. Dabei besteht immer die Möglichkeit eines Frosteinbruchs, selbst im alpinen „Hochsommer“. 
  3. Das Hochgebirgsklima ist ein Strahlungsklima, d. h. bei Tag findet eine gegenüber dem Tal stärkere Einstrahlung und bei Nacht eine stärkere Ausstrahlung statt.  Die UV-Strahlung ist bei Schönwetterlagen deutlich erhöht, was z. B. die Kleinwüchsigkeit vieler Hochgebirgspflanzen im Unterschied zum Anbau derselben Arten im Flachland erklärt. 
  4. Der Wind weht weitaus stärker und häufiger, je höher man sich in den Bergen befindet. Er wirkt direkt auf die Pflanzen ein, z. B. durch mechanische Schädigungen infolge Sand- oder Eisschliffs und vor allem indirekt, indem er den Schnee im Gelände verteilt. Diese Verteilung beeinflusst sehr massiv die Vegetationsmuster im Gebirge. 
  5. Schließlich fallen als weitere Faktoren die Exposition – mit zunehmender Meereshöhe wird der Unterschied in der Wärmesumme zwischen nord- und südexponierten Hängen immer drastischer – und der Boden – tiefe Bodentemperaturen bedingen verzögerten Nährstofffluss infolge gehemmter Mikroorganismentätigkeit – ins Gewicht.

Die Pflanzen alpiner Regionen reagieren auf die geschilderten Bedingungen mit besonderen Anpassungen, z. B. Polsterbildung, starker Behaarung oder Zwergwuchs. Viele alpine Pflanzen lassen allerdings ihre charakteristischen Ausprägungen im Tiefland vermissen, da die Bedingungen gänzlich anders sind als am Naturstandort. Im Alpinum lassen sich daher nicht unbedingt realistische Verhältnisse bezüglich des äußeren Erscheinungsbildes der Pflanzen erleben, da z. B. die Wuchsgrößen differieren. Trotz dieser Problematik kann eine alpine Steingartenanlage einen Eindruck von der Vielfalt und Form der Hochgebirgsvegetation vermitteln. 

Im Frankfurter Alpinum sind ca. 800 verschiedene Farn- und Blütenpflanzen alpiner, in diesem Falle europäischer Gebirge, vorhanden. 

Ursprünglich war außer der Trennung in die Ausgangsgesteine (Kalk und Silikat oder umgangssprachlich Urgestein) eine geografische (Pyrenäen, SO-Europa, Apenninen, Kaukasus) und eine ökologische (Wald, Knieholz, Rasen, Blockhalde, Felsspalten) Unterteilung deutlicher als heute zu erkennen. Das Alpinum gliedert sich nunmehr in Kalk- und Silikatgestein sowie einen Bereich „Kaukasus“ (siehe 5.5). Florenelemente wie z. B. die 42 der Pyrenäen finden sich an unterschiedlichen Standorten und nicht in klar definierten Parzellen des Alpinums. Schlechter werdende Standortbedingungen, z. B. stärkerer Baumdruck, sind hierfür die Ursachen. Auch ökologisch- soziologisch eindeutig definierte Bereiche gibt es nur vereinzelt, beispielsweise einen kleinen Bürstlingsrasen (Nardetum) oder Felsspaltenfluren in den kunstvoll aufgeschichteten Gesteinsblöcken.

Hochgebirgspflanzen auf Silikat:

Auf saurem Ausgangsgestein findet sich häufig die Zirbe oder Arve (Pinus cembra), an der Waldgrenze meist zusammen mit der Europäischen Lärche (Larix decidua). Beide Baumarten sind aber keine „Silikatbäume“, sondern bezüglich des Ausgangsgesteins eher nicht wählerisch. Ihre Dominanz in diesen Bereichen liegt vielmehr an ihrer Resistenz dem rauen Klima gegenüber, wodurch sie der Fichte oder der Tanne überlegen sind. Kalkmeidend ist demgegenüber die Drüsige Primel (Primula hirsuta), eine Vertreterin der Silikat- Felsspaltenfluren. Auch die Bart-Glockenblume (Campanula barbata), die bevorzugt feucht-saure Magerrasen und Zwergstrauchheiden besiedelt, ist im Kalkgestein kaum anzutreffen.

Hochgebirgspflanzen auf Kalk:

In oft riesigen Flächen findet man in den Kalkgebieten, z. B. der Ostalpen, undurchdringliche Latschengebüsche aus der Krummholz-Kiefer oder Legföhre (Pinus mugo), vor allem an der Waldgrenze. Auch hier ist wie bei der Zirbe die Überlegenheit ihrer Wuchseigenschaften in solchen Extremlagen der Grund. Sie kommt aber auch auf Silikat und in Hochmooren vor. Ausschließlich auf kalkreichen Standorten wächst als Pionier und Erstbesiedler, beispielsweise auf Felsschutt, die Silberwurz (Dryas octopetala), die als Teppichstrauch mit niederliegenden Trieben und dichtfilzigen, immergrünen Blättern bestens an alpine Extremlagen angepasst ist. Auch der Platanenblättrige Hahnenfuß (Ranunculus platanifolius), eine in Hochstaudenfluren anzutreffende, weiß blühende und über 100 cm groß werdende Art, ist kalkliebend.

Teich und Teichrand

Außer kleinen Quellaustritten gab es vor der Gestaltung des Botanischen Gartens keine Gewässer auf diesem Gelände. Infolge der etwas tieferen Lage tritt auch heute noch oberflächlich versickertes Niederschlagswasser aus dem Grüneburgpark und dem höher gelegenen Villen-Viertel nördlich der Miquelallee hier wieder zu Tage. Dieses und Wasser aus einer später unterirdisch angelegten Zisterne dienen der Speisung der beiden Bäche, die wiederum in das größte Gewässer des Gartens, den eutrophen Teich, fließen.

Ein Teich ist – im Gegensatz zum Weiher oder See – immer künstlich angelegt, und eutroph bedeutet nährstoffreich. Das Wasser eines Teiches kann periodisch abgelassen werden, um Schlamm zu entfernen, der sich durch die Zersetzung pflanzlicher und tierischer Biomasse bildet. Zusätzlich werden Sand-, Ton- und andere mineralische Partikel eingespült. Ohne Entschlammung würde der Teich wie jeder natürliche flache Weiher bis mäßig tiefe See allmählich verlanden. Der Teich im Botanischen Garten wird regelmäßig entschlammt, ohne das Wasser gänzlich abzulassen. Auf diese Weise werden vor allem die tierischen Teichbewohner weitest gehend geschont.

Im Teich und an seinen Ufern findet man die im Rhein-Main-Gebiet häufigsten der etwa 100 Wasser- und Sumpfpflanzen, die im Garten insgesamt gesehen werden können. 

Im Gegensatz zu der Mehrzahl aller künstlichen Gewässer in Parks, aufgelassenen Kiesgruben oder bewirtschafteten Fischteichen ist unser Teich eher naturnah. Das heißt, die Vegetation der freien Wasserfläche und des Ufers ist in verschiedene, konzentrische Zonen gegliedert und ähnlich artenreich wie in einem natürlichen flachen Stillgewässer. 

Das Schilf (Phragmites australis) ist mit 2-3 m das „größte“ Gras Mitteleuropas. Es dominiert die Verlandungszone (Schilf-Röhricht) und wächst vom Ufer immer weiter in die Wasserfläche hinein. Weiter entfernt vom Ufer stehen die schlanken, fast ebenso hohen, aber blattlos erscheinenden Halme der Seebinse (Schoenoplectus lacustris). Sie ist in den gemäßigten Klimazonen mehrerer Kontinente verbreitet, während das Schilf eine der ganz wenigen weltweit verbreiteten Arten unter den Samenpflanzen ist, ein echter Kosmopolit – schon vor der „allgemeinen Globalisierung“ der Pflanzenarten durch den Menschen.

Überhaupt ist die Vegetation in und direkt an den Gewässern auf der ganzen Welt viel ähnlicher als die terrestrische Vegetation. Zumindest findet man auf allen Kontinenten die gleichen Gattungen – wenn auch verschiedene Arten – am Wasser; ganz anders dagegen z. B. die Wälder, die sich in ihrer Artenzusammensetzung stark unterscheiden.

Wo ein Schild auf das Großseggen-Ried hinweist, stehen dicht am Ufer die Horste (Bulte) der Steifen-Segge (Carex elata). Zu den eher rasenartig wachsenden Arten gehört die Ufer-Segge (Carex riparia). Ebenso wie die volkstümlich Süßgräser genannten Poaceae besitzen auch die Sauergräser (Cyperaceae), zu denen unter anderem die Gattung Carex zählt, kleine Blüten ganz ohne auffälligen Schauapparat. Sie sind nicht leicht bestimmbar, was den Ehrgeiz junger Botanikerinnen und Botaniker stimulieren sollte.

Zwischen den Seggen (Carex) stehen zwei im blühenden Zustand vergleichsweise leicht von jedem zu identifizierende Pflanzen. Es sind Kalmus (Acorus calamus) und Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus). Wenn sie ohne Blüten oder den kolbigen Blütenstand nur anhand vegetativer Merkmale erkannt werden sollen, wird es schon schwieriger, sie zu unterscheiden. Hier am Teichufer in enger Nachbarschaft kann man sie im direkten Vergleich jedoch relativ leicht ansprechen. Der im 16. Jahrhundert aus Asien eingebürgerte, heilkräftige und würzende Kalmus hat grasgrüne, einseitig fein quer gefältelte Blätter, die ursprünglich hier heimische Iris dagegen glatte, blaugrüne. Das Rhizom der Schwertlilie wurde früher als falscher Kalmus bezeichnet.

Im Sommer blühen zwischen den Seggen am Ufer vier andere, hochwüchsige Arten. Auffällig ist z. B. der sehr selten gewordene Langblättrige Ehrenpreis (Veronica longifolia). Der viel häufiger vorkommende Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus) zeigt im unteren Teil des Stängels Platzwunden, aus denen schaumig weiß aussehendes Durchlüftungsgewebe (Aerenchym) hervorscheint, ein Phänomen der Anpassung an seinen sehr nassen und oft sauerstoffarmen Standort. Die langen, vielblütigen Infloreszenzen des Blut-Weiderichs (Lythrum salicaria) sind nicht zu übersehen, 38 um nur eine der intensiv rot blühenden Arten des Uferbewuchses zu nennen. Am ufernahen Rand des Schilf-Röhrichts findet man vom Hoch- bis in den Spätsommer die bis zu 3 m hohe, sehr seltene Sumpf-Gänsedistel (Sonchus palustris), die unter den gelb blühenden Sumpfpflanzen besonders auffällt.

Auf der freien Wasserfläche dominieren die großflächigen, ganzrandigen Schwimmblätter der Weißen Seerose (Nymphaea alba). Im Spätjahr heben sie sich dicht gedrängt etwas über den Wasserspiegel hinaus. Wie die Gelbe Teichrose (Nuphar lutea) gehört sie zur ursprünglichsten und ältesten Gruppe der zweikeimblättrigen Blütenpflanzen, nämlich in die weitere Magnolien-Verwandtschaft.

Verlässt man den Teich und folgt dem Bachlauf bis zu einem Habitat in der Nähe der Atlantischen Zwergstrauchheide, finden sich einige Pflanzen der Flach- und Hochmoore, für die gärtnerisch geeignete Bedingungen geschaffen wurden. Unter anderem gedeiht dort die Schwanenblume (Butomus umbellatus), die zur Verwandtschaft des Froschlöffels (Alisma plantago-aquatica) zählt. Der Froschlöffel ist namengebend für eine ganze Ordnung (Alismatales; siehe unten), die weltweit mit nur etwa 400 Arten vertreten ist. Die meisten Arten davon stehen in Deutschland auf der Roten Liste. Einige sind in größeren Regionen Mitteleuropas bereits ausgestorben, teils durch rigorose Trockenlegung ihrer Standorte, teils durch den übermäßigen Eintrag von Düngemitteln, die auch in die verbleibenden Feuchtbiotope gelangen. Die Schwanenblume ist noch nicht gefährdet, da sie an nährstoffreiches Wasser angepasst ist. Sie ist aber doch schon seltener geworden.

Möchte man weitere seltene, schwer kultivierbare Wasserpflanzen aus der Nähe betrachten, empfiehlt sich ein Weg zur ehemaligen Systematischen Abteilung und zur benachbarten Sumpf- und Wasserpflanzenanlage mit ihren zahlreichen Wasserbecken, die zwar nicht schön, doch zweckmäßig sind. Hier stehen viele Rote Liste-Arten.

Den Kriechenden Sellerie (Apium repens) findet man wild nur noch im Nordwesten Europas. Dieser subatlantisch verbreitete Doldenblütler (Apiaceae) ist in vielen Bundesländern schon ausgestorben, in anderen ist er stark gefährdet. Mehr im Südwesten verbreitet und nach der Roten Liste auch noch nicht ganz so stark gefährdet ist der Knotenblütige Sellerie (Apium nodiflorum). 

Das Gewöhnliche Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia), welches wie die Schwanenblume ebenfalls zu den Alismatales gehört, findet man in dem Becken am Ende der Sumpf- und Wasserpflanzenanlage. Beim Pfeilkraut – früher wurden die stärkehaltigen Wurzeln wie Kartoffeln gegessen – stehen weibliche und männliche Blüten getrennt übereinander.

In einem Becken des ehemaligen Systems hinter dem Bauerngarten leuchten die zarten, hellgelben Blüten der Seekanne (Nymphoides peltata). Sie wurde in Hamburg „Blume der Freiheit“ genannt, weil sie im früher preußischen Stadtteil Altona nicht wachsen wollte. Weniger auffällig sind die weißen Blüten der Krebsschere (Stratiotes aloides), einer weiteren Froschlöffel-Verwandten. Interessant sind besonders ihre etwas untergetaucht „schwebenden“ Sprosse mit den stachelig berandeten Blättern, einer Aloe nicht unähnlich. Gefürchtet war die Krebsschere früher bei Fischern, weil sie, in Mengen auftretend, ihre Netze zerreißen und Hände verletzen konnte. Engländer nennen sie water soldier („Wasser-Soldat“). Das mag ein Grund für die weitgehende Ausrottung dieser Art sein.

Ein großer Teil der die Gewässer bewohnenden Pflanzen ist auf den ersten Blick für die Betrachter unsichtbar. Beugt man sich jedoch über das Ufer oder die Beckenränder und betrachtet im Wasser liegende Steine oder Pflanzenstängel, so fallen sofort grüne, braune und blaue Beläge auf. Dabei handelt es sich um Algen, vor allem Kieselalgen (Diatomeen), die nur im Mikroskop unterschieden werden können. Davon leben im Teich mehrere hundert Arten. Die Zahl ihrer Individuen aber beträgt viele Billionen. Die meisten bewegen sich aktiv auf allen Pflanzenteilen unter Wasser und auf dem Gewässerboden. Millionen befinden sich auf jedem Teelöffel Schlamm, den man aus dem Teich hebt. Auch sie produzieren über ihre Photosynthese Sauerstoff und organische Substanz und bilden die Basis der Nahrungskette für alle dort lebenden Tiere, vom Wimperntierchen über den Wasserfloh bis zum Fisch.

Buchenwälder

Mit Ausnahme der Hochgebirge, Hochmoore und Gewässer wäre Mitteleuropa ohne Eingreifen des Menschen vollständig von Wald bedeckt. Der konkurrenzstärkste aller einheimischen Waldbäume ist die Buche (Fagus sylvatica). Sie kommt daher an den meisten Standorten von Natur aus zur Dominanz. Die Mehrzahl unserer natürlichen Wälder sind somit (fast) reine Buchenwälder. Viele Waldkräuter sind bezüglich der Bodeneigenschaften (pH-Wert, Nährstoffgehalt) ihres Standortes wählerischer als die Buche. Aus diesem Grunde weisen die Buchenwälder unterschiedlicher Standorte verschiedenartige Krautschichten auf.

Je nach Zusammensetzung dieser Krautschicht unterscheidet man in Mitteleuropa vier weit verbreitete Buchenwaldtypen sowie einige weitere relativ seltene Buchenwaldgesellschaften. Auf sauren, relativ nährstoffarmen Böden (z. B. im Taunus) ist der Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo- Fagetum) anzutreffen, auf basenreicheren, allerdings immer noch sauren Standorten ist der Waldmeister-Buchenwald (Galio odorati-Fagetum) weit verbreitet. Im Botanischen Garten ist von den häufigeren Buchenwaldtypen dagegen der natürlicherweise auf kalk- und nährstoffreichen Standorten wachsende Waldgersten-Buchenwald (Hordelymo-Fagetum) nachgebildet. Dieser Waldtyp ist besonders im Frühjahr sehr attraktiv, wenn sich in ihm ein reich blühender Teppich aus sogenannten Frühjahrsgeophyten ausgebildet hat. Die häufigsten Arten sind das Busch-Windröschen (Anemone nemorosa) und der Hohle Lerchensporn (Corydalis cava). Als weitere Arten der Krautschicht seien exemplarisch genannt: Waldmeister (Galium odoratum), Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus), Haselwurz (Asarum europaeum), Efeu (Hedera helix), Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum), Goldnessel (Lamium galeobdolon) sowie die namengebende Waldgerste (Hordelymus europaeus).

 

Der zweite im Garten verwirklichte Buchenwaldtyp, der Seggen- oder Orchideen-Buchenwald (Carici-Fagetum), gehört in der Natur zu den selteneren Waldtypen. Er stellt nämlich relativ hohe Ansprüche an die Temperatur des Standortes. Daher kommt er – mit Ausnahme einiger Wärmeinseln – in Deutschland nur auf südexponierten Hängen vor, deren Böden aus Kalk- oder Lavagestein hervorgegangen sind. In Nordwestdeutschland fehlt er völlig. Bezeichnende Arten der Krautschicht sind u. a. die Berg-Segge (Carex montana) und die Finger-Segge (Carex digitata) sowie die Orchideen Weißes und Rotes Waldvöglein (Cephalanthera damasonium, Cephalanthera rubra). In der Kulturlandschaft sind Halbtrockenrasen und Wärme liebende Gebüsche häufig in der Umgebung derartiger Wälder anzutreffen. Entsprechend wurde der Orchideen-Buchenwald im Botanischen Garten in Nachbarschaft zu diesen Vegetationstypen angelegt, deren Gesamtheit man umgangssprachlich unter Verwendung eines alten, wissenschaftlich heute nicht mehr gebräuchlichen Begriffs als Komplex der „Steppenheide“ bezeichnet.

Eichen-Hainbuchen-Mischwald

An Standorten, wo für die Buche der Boden und/oder das Klima etwas zu trocken oder etwas zu feucht ist, kommen die Hainbuche (Carpinus betulus) und unsere beiden Eichenarten – auf der trockeneren Seite die Trauben-Eiche (Quercus petraea), auf der feuchteren Seite die Stiel-Eiche (Quercus robur) – zur Dominanz. Man spricht daher von Eichen-Hainbuchen- Mischwäldern. Außer den genannten Arten können in den Eichen- Hainbuchen-Wäldern auch noch Esche (Fraxinus excelsior), Wildkirsche (Prunus avium) und insbesondere die Winter-Linde (Tilia cordata) auftreten.

Ähnlich wie die Buche sind auch die Hainbuche und die genannten Eichenarten relativ unabhängig vom pH-Wert des Bodens. Daher findet man Eichen-Hainbuchen-Wälder auf bodensauren bis schwach basischen Standorten. Entsprechend differenziert kann die Krautschicht ausgebildet sein. Außerdem bestehen natürlich Unterschiede zwischen dem Eichen- Hainbuchen-Wald der eher trockenen und dem der eher feuchten Standorte.

Im Botanischen Garten ist modellhaft die Abfolge von einem Buchenwald (frischer Standort) zu einem Bach begleitenden Wald (nasser Standort) dargestellt. Bei dem dazwischen liegenden Eichen-Hainbuchen Wald handelt es sich also um die feuchte Ausbildung des Eichen-Hainbuchen-Waldes. Da es sich bei dem benachbarten Buchenwald um den natürlicherweise auf basischen Standorten vorkommenden Typ handelt, wird auch vom Eichen-Hainbuchen-Wald eine Basen liebende Ausbildung präsentiert. Bezüglich der Zusammensetzung der Krautschicht unterscheidet sich unser Eichen-Hainbuchen-Wald daher wenig vom benachbarten Buchenwald. Bezeichnende zusätzliche Arten des Eichen-Hainbuchen Waldes sind der Goldschopf-Hahnenfuß (Ranunculus auricomus) und die Große Sternmiere (Stellaria holostea).

Bachauenwald mit Übergängen zum Schluchtwald

Den vom Hochwasser eines Fließgewässers im Jahresverlauf regelmäßig überfluteten Bereich bezeichnet man als Aue. Die Überflutung bedeutet eine regelmäßige Störung, die zahlreiche ökologische Probleme mit sich bringt. Arten, die mit diesem Problem nicht zurechtkommen, können an entsprechenden Standorten nicht überleben, solche, die an die Störung angepasst sind, haben einen Konkurrenzvorteil. Unter den einheimischen Baumarten zeigt die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) eine sehr gute Anpassung, denn ihre Wurzeln können lange Zeit auch in völlig sauerstofffreier Umgebung überleben (die Sauerstoffversorgung ist in wassergefülltem Boden erheblich schlechter als in luftgefülltem), indem sie von der Atmung zur Gärung übergehen. Auch die Esche kommt mit Überflutungen relativ gut zurecht. Die charakteristischen Waldgesellschaften des Auenbereiches unserer Bäche werden daher entweder von der Erle oder der Esche oder von beiden gemeinsam dominiert.

Die typische Waldgesellschaft an den Bachufern des Unterlaufes der Taunusbäche ist der Hain-Sternmieren-Erlenwald (Stellario nemorum-Alnetum glutinosae). Eine allerdings in der Natur seltene und beispielsweise im Taunus sogar fehlende Charakterart dieser Gesellschaft ist der in unserem Modellwald im Botanischen Garten sehr häufige Straußenfarn (Matteuccia struthiopteris). Im Oberlauf nehmen die Mittelgebirgsbäche nicht selten zunehmend Schluchtwaldcharakter an. Bezeichnend für Schluchtwälder sind breitblättrige, kühle und luftfeuchte Standorte bevor-  zugende Arten, von denen im Botanischen Garten u. a. das Silberblatt (Lunaria rediviva) und die Hirschzunge (Asplenium scolopendrium) gezeigt werden.